SYRIEN – Kommentar zu “Dichter Nebel um vermeintlichen Angriff Israels” (Welt Online, 31. Januar 2013)

ISRAEL/LEBANON/SYRIA (17:08) Syria according to its own statement did complain at the U.N. over yesterday’s alleged Israeli airstrike. (An-Nahar)

Einschätzung der Lage – Kommentar zu “Dichter Nebel um vermeintlichen Angriff Israels” (Welt Online, 31. Januar 2013)

Wir denken nicht, dass es in naher Zukunft zu einer größere militärischen Auseinandersetzung kommen wird.

Israel steht nach derzeitigem Stand langfristig wieder eine Mehrfronten Konfrontation bevor, ähnlich wie vor dem Friedensvertrag mit Ägypten.

Syriens Regierung ist gerade dabei, ihre strategische Lage zu konsolidieren.

Iran verhandelt mit den USA über sein Atomprogramm.

Hisbollah im Libanon hat den Krieg 2006 zwar nicht verloren, doch seitdem eine Menge Probleme im eigenen Land und auch Angst vor einer Vergeltung Israels. Zudem kann sie sich nicht auf Waffennachschub aus Syrien verlassen, weil die syrische Opposition die Versorgungsrouten stören wird.

Schuld an einem großen Krieg in Nahost möchte Hisbollah sicher auch nicht auf sich laden, da sie ohnehin mit ihrer Unterstützung für Syriens Regierung eine Menge Sympathien in der Region eingebüßt hat.

In diesem Jahr stehen Wahlen im Libanon an, obwohl man nicht so genau weiß, ob sie auch tatsächlich stattfinden werden.

Jeder, der jetzt einen falschen Schritt macht läuft Gefahr, die ganze Region in Brand zu setzen.

Eine direkte – und heute angekündigte – Vergeltung von Seiten Syriens und Irans für den mutmaßlichen Angriff Israels gestern Nacht wird es deswegen vermutlich nicht geben.

In solchen Fällen werden “weiche Ziele” angegriffen wie israelische Botschaften, Schulen und Kultureinrichtungen in Staaten, in denen die Sicherheitsmaßnahmen der Gastgeberländer relativ schwach und durchlässig sind. Auch sind Selbstmordattentate in Israel oft ein Mittel der Wahl.

Es weiß dann zwar jeder, was gespielt wird, aber es gibt auch keine klaren Beweise, und die Angreifer können die Tat abstreiten.

So war es in der Vergangenheit, und es gibt wenig Grund anzunehmen, dass sich dieses Muster in naher Zukunft ändern wird. Dafür war das Ziel – nach allem, was man aus öffentlichen Quellen erfahren kann – dann doch nicht wichtig genug.

Hisbollah hat bis heute nicht den Tod ihres Militärchefs Imad Moughniyah seiner Relevanz angemessen gerächt. Und das war im Februar 2008, also vor fünf Jahren. Sie hat es vermutlich versucht, aber es ist ihr noch nicht gelungen.

Man wird wohl in den kommenden Tagen lesen, dass Israel die Sicherheitsmaßnahmen an seinen Auslandseinrichtungen massiv erhöht hat. Und dann muss man abwarten, was sich in den nächsten Wochen, Monaten oder Jahren tut.