Medien: Hisbollah hat das Dorf Lassa zu einem militärischen Stützpunkt ausgebaut. Lassa ist größtenteils von Schiiten bewohnt und befindet sich auf halben Weg zwischen Baalbek und Biblos nördlich von Beirut.
Laut den Berichten hat Hisbollah unter anderem mit Hilfe von FPM-Abgeordneten (Aoun/Free Patriotic Movement) eine Straßenroute ausgebaut, die die Region um Baalbek mit der Küstenstadt Amshit verbindet, ohne durch von Christen dominierte Gebiete zu führen.(Al-Joumhouria)
In der vergangenen Woche hatten Hisbollah Mitglieder Vertreter einer Delegation der Maronitischen Liga den Zutritt zu Landparzellen in Lassa verweigert, die dem maronitischen Patriarchat gehören.
Einordnung: Hisbollah hat laut regelmäßigen Medienberichten nach dem Krieg 2006 mit Israel verschiedene Stützpunkte im Hinterland des Mount Lebanon aufgebaut. Die Informationen dazu kursieren seit 2007.
Unter anderem sollen versteckte Radarstationen in der Nähe der Gipfel von Laqlouq und Sannine installiert worden sein. Konkrete Informationen dazu liegen nicht vor. Allerdings sind in diesen Regionen des öfteren Jugendliche von Maskierten in Gewahrsam genommen worden, als sie dort campen wollten, was als Hinweis darauf gewertet wird, dass sie sicherheitsrelevanten Installationen der Hisbollah Organisation zu nahe gekommen waren. Hisbollahs Vize-Generalsekretär Naim Kassem hatte im Krieg 2006 in Lassa Unterschlupf gefunden.
Hisbollah dehnt ihren Aktionsradius seit Beginn ihres Bestehens in den 1980er Jahren stetig aus. Probates Mittel dafür ist Landankauf durch Unterhändler, so dass Hisbollah selbst so gut wie nie direkt in Erscheinung tritt. Dieses Vorgehen sorgt besonders in den vergangenen Jahre immer wieder für Dispute, da Hisbollah nun auch auf von Christen dominierte Regionen ausgreift, nachdem sie sich strategisch wichtige Punkte des Südens einverleibt hat.
Hisbollah hat mit Hilfe zurückgelagerter Stützpunkte eine Doppelstrategie aufgebaut, die vor allem auch auf ihrem — mit großer Wahrscheinlichkeit — aufgebautem Raketenarsenal basiert. Die Raketen unterschiedlicher Reichweite müssen nicht mehr direkt von der Grenze zu Israel abgefeuert werden. Hisbollah hat zudem — nach allem, was an Analysen und Informationen kursiert — viele Dörfer im Süden zu Waffenlagern und Stützpunkten aufgerüstet, die schon wie im Krieg 2006 als erste Aufhaltelinie fungieren sollen. Es handelt sich quasi um eine Anhäufung zahlreicher Bint Jbeils. In Bin Jbeil hatten sich Israel und Hisbollah 2006 heftige Kämpfe geliefert. Bint Jbeil gilt als als Musterbeispiel dafür, wie sich die israelische Armee 2006 aufhalten ließ.
Demgegenüber steht die israelische Dahiyeh Strategie, die auch schon erfolgreich in der Operation Cast Lead Ende 2008 gegen die Hamas Organisation angewendet worden ist. Sie nimmt wenig Rücksicht darauf, ob sich Guerilla Kämpfer zwischen Zivilisten verstecken, was für Organisationen wie Hisbollah bisher eine große Stärke war, Kämpfer in zivilen Einrichtungen zu verstecken und auch von dort anzugreifen. Beide Organisationen jedoch haben sich damit in den Kriegen 2006 und 2008 den schweren Zorn der eigenen Anhängerschaft zugezogen. Da der nächste Krieg zwischen Hisbollah und Israel vermutlich der letzte für einen von beiden sein wird, setzt wirft Hisbollah alles in Feld, was ihr ein Überleben ermöglicht.
Während der israelische Vormarsch nach Süd so lange wie möglich aufgehalten werden soll, will Hisbollah — so erscheint es zumindest von außen — maximalen Schaden in Israel durch Raketenbeschuss aus dem Hinterland des Libanon anrichten.