DISQUS Kommentar zu: “Zeit der Zurückhaltung in Syrien-Krise ist vorbei” (Welt Online)

Das ist eine sehr gewagte Forderung, die Herr Herzinger stellt.

Wer sich an Syrien heranwagt, öffnet die Büchse der Pandora in Nahost. Gegen die regionalen Folgen würde sich der Krieg in Irak vermutlich wie ein leichtes Aufwärmen ausnehmen.

Es ist ja nicht so, dass niemand es tun wollte. Das Ergebnis eines militärischen Eingreifens wäre jedoch völlig unabsehbar.

Politische Führer und Politiker militärisch auszuschalten, ist nicht da Problem. Der anschließende Machtkampf inklusive der Einmischung anderer Länder sind es aber sehr wohl.

Syrien kann aktiv nicht viel kaputt machen, außer im Libanon und teils im Irak. Es kann aber die Unternehmungen anderer effektiv be- und verhindern. Das ist die große Staatskunst der Dynastie der Assads.

Ohne Syrien geht nichts. Und das wissen sowohl die Assads als auch alle anderen.

Gleichwohl wird Israel den Iran früher oder später vermutlich angreifen. Dafür muss es sich aber zunächst Syriens und der Hisbollah Organisation entledigen und beide zumidest soweit bringen, dass sie nur noch begrenzten Schaden in einem Gegenschlag anrichten können.

Mit Assad weiß Israel, was es hat. Assad und sein Apparat sind berechenbar. Alles was danach kommt, ist es nicht.

Die entscheidende Frage lautet also: Wie legt man Syrien und Hisbollah lahm, bevor man Iran angreift? Israel hat wegen Irans fortschreitendem Atomprogramm nicht ewig Zeit.

Wenn Israel Iran angreift, wird es ohnehin gegen Hisbollah und vermutlich auch gegen Syrien in den Krieg ziehen müssen. Die Gelegenheit ist deswegen jetzt günstig, die internationale Gemeinschaft mit ins Boot zu holen, um nicht alles allein machen zu müssen, wenn man sich dem eigentlich Problem namens Iran zuwendet.

Die Forderung von Herrn Herzinger ist demnach zwar gewagt, aber vermutlich relativ nah an den Plänen Israels und der USA in Hinsicht auf Iran.

Es weiß nur offensichtlich niemand so genau wie man das ganze anstellen soll, ohne die gesamte Region in Brand zu setzen. Sonst wäre es längst geschehen.