Kommentar zu: “Deutschland weist den syrischen Botschafter aus” (WELT Online)
Herr Todenhöfer ist sicher einer welterfahrener Mann mit guten Absichten. Solche Menschen muss es geben, sonst wäre schon ziemlich viel Land unter überall.
Die jüngere Geschichte in Nahost (und nicht nur dort) zeigt, dass Interventionen kurzfristig unterdrückten Menschen helfen, jedoch langfristig oft noch mehr Unheil bringen, weil sich Demokratie nicht einpflanzen lässt, sondern aus einer Gesellschaft erwachsen muss.
Wenn schon in der Familie archaische Sitten herrschen, darf man nicht erwarten, dass mit einem politischen Umsturz ein Land über Nacht demokratisch wird.
Die Zeit nach einem Umsturz ist meist sehr kritisch, weil dann ein Machtvakuum entsteht, das gefüllt werden muss, ohne dass Chaos ausbricht, und reichlich “Oppositionelle” schon mit den Hufen scharren, um am Ende nicht viel anders zu agieren als die Despoten, die soeben gestützt worden sind.
Man steht mit der Entscheidung zu einer Intervention in gewissen Weise vor der Wahl zwischen Pest und Cholera und muss wählen, welches von beiden am Ende weniger Opfer hinterlässt, auch langfristig gesehen.
Dass Interventionen aus reiner Nächstenliebe und der Menschenrechte wegen angekurbelt werden, sollte man aber besser nicht annehmen.
Eigene Kosten und Nutzen für werden bei den Großmächten abgewogen, und dann fällt eine Entscheidung.